Rettungsdienste besucht

Rettungsdienste besucht

Danke für "starken Einsatz" in Straubing

"Einfach um danke zu sagen", schaute Oberbürgermeister Markus Pannermayr traditionsgemäß bei allen ehrenamtlichen Rettern der Stadt am Vormittag des 24. Dezembers vorbei. Er nutzte die Möglichkeit auch für viele Gespräche, um zu erfahren, wo der Schuh drückt, bei BRK, Maltesern, Integrierter Leitstelle, Christoph 15, THW und Freiwilliger Feuerwehr. Es begleitete ihn Baureferatsleiter Oliver Vetter-Gindele, der in diesem Amt auch für die Rettungsdienste zuständig ist, sowie Stephan Bachl als Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz und sein Stellvertreter Michael Groß.

Auf der traditionellen Weihnachtstour als Stadtbrandrat berichtet Bachl, dass dieses Jahr die Einsatzzahlen für die Freiwillige Feuerwehr weiter gestiegen sind, Stand Weihnachtsmittag 907 Einsätze. In punkto Fahrzeugbeschaffung hatte man das beste Jahr aller Zeiten, allerdings wären die beiden neuen Autos bereits 2019 und 2021 angedacht und zum Glück in diesen Haushalten verordnet gewesen. Bachl machte klar, dass die Feuerwehr kein Wunschdenken an den Tag legt, aber im kommenden Jahr auch wieder Ersatzbeschaffungen benötigt. Zum Beispiel ein neues Boot für den Löschzug Nord, und die Ittlinger Drehleiter muss man mangels Ersatzteile ebenfalls austauschen. In der Alburger Wache muss der Vorplatz saniert werden und die Zentrumswache muss schrittweise saniert werden, auch mit den Räumen der Mannschaft. Beim Löschzug Kagers stehe im kommenden Jahr die 150-Jahrfeier an. Bachl betonte, dass die Ausbildung der hauptamtlichen Kräfte, die schrittweise außer Haus erfolgte, zwar eine erhöhte Arbeitsbelastung bedeutete. Allerdings sei man stolz, dass in zwei aufeinanderfolgenden Kursen immer ein Straubinger Jahrgangsbester gewesen ist. Bachl betonte die hohe Einsatzbereitschaft aller Feuerwehrleute. Pannermayr dankte seiner Führungsriege im Katastrophenschutz, gemeinsam in eine Richtung zu gehen und den Mut zu haben, Entscheidungen zu treffen.

Ironisch warf Stefan Bayer, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerk, einen "positiven Blick" auf das kommende Jahr. Als Bundeseinheit mit aufgelöster Bundesregierung steht kein Jahreshaushalt fest. Erst einmal mit 5 000 Euro und verminderter Ausbildung auskommen. "Das wird ein interessantes Jahr", kommentierte Bayer, der die Zusammenarbeit mit allen anderen Blaulichteinheiten lobte und vor allem betonte, wie aktiv und engagiert die Mitglieder des Straubinger THW seien. Allerdings könnte man mehr Nachwuchs gebrauchen. Im Ehrenamt müsse man auch immer konstant dabeibleiben. Gemeinsam blickte man auf den diesjährigen Hochwassereinsatz zurück, gespickt mit Sandsack-Anekdoten.

In der benachbarten Wache des Bayerischen Roten Kreuzes hat man einen eher ruhigen Vormittag - "bei dem Wetter gibt es keine Kreislaufprobleme". Allerdings treffe der Fachkräftemangel das Rettungsgeschäft stark, betonte Markus Kamin, Leiter des Rettungsdiensts des BRK-Kreisverbands. Kaum Nachwuchs in Sicht, viele Wochenstunden, kein Spitzenverdienst, erklärt er. Schwierig, da einen Schichtbetrieb zu organisieren, allerdings habe man einen Vorteil. Er betonte, wie super seine Mannschaft zusammenhält: "Gute Leute, die wissen was sie tun, ich bin stolz auf meine Mädels und Buam." Kamin beklagte auch, das die Qualität der Autos "nicht mehr wie früher ist" und Einsatzfahrzeuge daher oft in der Werkstatt seien. Außerdem seien Lieferketten schwieriger geworden. - vom Pflaster bis zum Medikament, auf alles müsse man länger warten. Daher plant man, das hausinterne Lager zu erweitern. Das Jahr war hart, die Grippewelle trifft auch den Rettungsdienst und Corona gibt es auch noch, was man in der Christkindlmarktsaison gemerkt hat. Kamin ärgert auch der "saublöde Führerschein", die Einsatzfahrzeuge sind so schwer geworden, dass der normale nicht mehr ausreicht. Neue Kräfte bekommen den Führerschein aber nicht bezahlt, müssen selbst 2.000 Euro zahlen. Kamin betont, dass in Bayern 1.000 Notfallsanitäter fehlen und betont, dass man mehr Anreize für den Beruf schaffen muss, zum Beispiel Acht-Stunden-Schichten, statt zwölf Stunden.

Ein Stockwerk über der Wache, in der Integrierten Leitstelle, hatte man auch ein turbulentes Jahr, mit viel Arbeit und viel Wechsel beim Personal, wie Markus Kohler, Leiter der ILS, berichtete. Auch in dieser BRK-Einrichtung ist das Personal "eng genäht". Im kommenden Jahr muss die Hardware gewechselt werden, der schon längst angedachte Ausbau erfolgen. Man ist mit den Räumlichkeiten am Limit, will sich aber gut für die Zukunft aufstellen, um nicht bei Zentralisierungsmaßnahmen unterzugehen. Pannermayr betonte, dass man auch beim Hochwasser gesehen habe, wie gut die Leitstelle mit dem Stab des Katastrophenamts vernetzt ist.

Bei den Maltesern dagegen herrscht viel Freude. Nach "27 Jahren im Provisorium" an der Schlesischen Straße hat man am Hirschberger Ring endlich seit Oktober ein neues Zuhause gefunden. Die Wache bietet keinen Luxus, einfach normalen Standard - das ist allerdings ein Quantensprung zum alten Standort. Allerdings hat man so ausgebaut, dass man Fahrzeug- und Mannschaftsstärke in Zukunft erhöhen könnte. Nicolai Prellwitz, Leiter Rettungsdienst, und Dominik Reichmann, Leiter Rettungsdienst Bezirk, führten durch die neuen Räume, berichteten von Eigenleistungen und Möglichkeiten, die für die Zukunft geschaffen wurden.

Der neue Standort der Malteserwache liege strategisch noch besser als der bisherige, unter anderem mit schneller Anbindung an die B20. Die Malteser freuen sich ebenfalls über eine starke Mannschaft und können sich beim Nachwuchs "nicht beschweren". Der OB freute sich: "Starke Nachricht in diesen Zeiten." Die Mannschaft bei den Maltesern war aber gerade auf Einsatz, ein vierjähriges Mädchen musste versorgt werden.

Wie gewohnt war die letzte Station des alljährlichen Weihnachtsbesuchs die höchste Station im Rettungsdienst: Der Hangar des Rettungshubschraubers Christoph 15 am Dach des Klinikums St. Elisabeth. Chefarzt Prof. Dr. Matthias Jacob und Dr. Christoph Kerscher, Leitender Hubschrauberarzt Christoph 15, berichteten, dass man nach dem Rekordjahr 2023 wieder auf ein normales Einsatzgeschehen von rund 1.806 Flügen im Jahr gekommen sei. Die Winde kam dabei 111mal zum Einsatz, damit hat sich die Anschaffung mehr als bewährt. Nach Murnau am Alpenrand habe Christoph 15 noch vor seinem Namensvetter mit der 1 im Namen aus München, die zweithöchste Zahl an Windeneinsätzen. Das neue Hubschraubermodell (wir berichteten) habe sich bewährt.

Auf Nachfrage Pannermayrs, wie im Winter geflogen wird, wenn es eher dunkler wird, erklärte man, dass man immer von Sonnaufgang bis Sonnenuntergang fliege, im Winter bis 16.30 Uhr. Das decke sich aber nicht mit der Lebensrealität der Menschen, die auch noch nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs sind und da passieren auch Unfälle. Ein Rettungshubschrauber ist meist der schnelle Zubringer des Notarztes. Die Piloten haben bereits eine Ausbildung für Nachtsichtgeräte, wenn man die Besatzung noch schulen könnte, wäre Christoph 15 bis etwa 20 Uhr einsatzklar, eine Randzeitenerweiterung. Viel Dank vom OB und seinem "Team für Katastrophen" gab es für allen Retter, viele davon im ehrenamtlichen Einsatz. Mit dabei Weihnachtsgeschenke, die man das ganze Jahr über nutzen kann: Kaffeetassen. Mit Spruch und Stadtwappen: "Starker Kaffee - starker Einsatz!"
 

Text und Bilder: Ulli Scharrer, Straubinger Tagblatt / IDOWA