Jahreshauptversammmlung LZ-Z

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"Was wir brauchen, werden wir bekommen"

Bei der Feuerwehr ist schon geraume Zeit Feuer auf dem Dach - im Hinblick auf die mehr als überfällige Sanierung der Hauptfeuerwache an der Siemensstraße. Das Gebäude ist schwerst in die Jahre gekommen. Die Botschaft ist bei der Stadt längst angekommen, aber die leeren Kassen haben vielversprechende Planungen zu Fall gebracht. Bei seiner Jahresversammlung am Montag hat der Löschzug Zentrum, der die allermeisten Alarme in der Stadt - allein 670 im vergangenen Jahr - von hier aus abarbeitet, deshalb die Chance genutzt, OB Markus Pannermayr und den ebenfalls präsenten Bürgermeistern Dr. Albert Solleder und Werner Schäfer deutlich zu machen, wie sehr die Sanierung auf den Nägeln brennt.

114 Männer und Frauen zählt der Löschzug Zentrum. 84 davon waren bei der Versammlung präsent, bilanzierte Zugführer Bernd Straub und würdigte gleichzeitig deren Leidenschaft und Kameradschaft, mit der sie 670 Einsätze, davon 220 Mal "die große Schleife", bewältigten. Das Spektrum reicht von der Pferderettung über Gefahrgutunfälle, Hochwasserhilfe, der Rettung einer Frau aus einem mit Wasser vollgelaufenen Keller, bis zu Bränden, Absperrdiensten, Sicherheitswachen. Der Spitzenreiter in der Mannschaft komme auf 260 Einsätze.

Straub hatte sich eine überzeugende Argumentation zurechtgelegt. Die Feuerwehrleute machten ihren Dienst ohne Gegenleistung, investierten viel Zeit in Aus- und Fortbildung und sorgten mit der Akquise von Spenden dafür, dass 2024 ein Wechsellader letztendlich ohne nennenswerte Belastung des Stadtsäckels habe angeschafft werden können. Die Einsatzzahlen stiegen, deshalb müsse trotz leerer Kassen in der Hauptfeuerwache "etwas passieren". Die von MdL Josef Zellmeier in Aussicht gestellte Bezuschussung einer Sanierung sieht er als Lichtblick. Er zeigte den maroden Zustand der Aufenthaltsräume auf, der Lehrsäle sowie Spinde der Einsatz-Umkleide. Die Hauptfeuerwache stamme von 1976. "In der Zeit ist jedes Privathaus schon zwei Mal renoviert worden." Straub dankte der Stadt für alles, was sie für die Feuerwehr tue - "sie tut viel" -, der Dank fiele aber noch viel größer aus, wenn der Umbau endlich voranginge.

Man verliert Nachwuchs ans Umland
Stellvertretender Zugführer Michael Englberger ließ die gesellschaftlichen Aktivitäten 2024 Revue passieren. Wie Straub moniert er, dass ältere Kameraden laut Gesetzgeber zu früh den Dienst quittieren müssten und wertvolle Erfahrung verlorengehe. Straub beklagte auch, dass es für junge Feuerwehrleute keinen Bonus bei der Bewerbung um Bauplätze in der Stadt gebe. Man verliere so Nachwuchs ans Umland.

Kassiererin Martina Ittlinger bilanzierte schwarze Zahlen und die Kassenprüfer Christoph Laugwitz und Reinhard Englberger bescheinigten ihr tadellose Kassenführung. Nach Entlastung wurde Ulli Scharrer einstimmig zum Schriftführer gewählt. Er tritt an die Stelle von Florian Weinzierl, bisher Standesbeamter in Straubing, der zur Berufsfeuerwehr nach München wechselt. Die beiden Kassenprüfer wurden wiedergewählt.

"Was wir brauchen, werden wir bekommen"
Stadtbrandrat Stephan Bachl versicherte der Truppe, "was wir brauchen, werden wir bekommen und auch weiter einfordern". Er wisse, dass Großschadensereignisse mit entsprechenden Einsätzen den berechtigten Forderungen der FFW nutzten. Die Fahrzeugausstattung für das Zentrum wie weiterer Löschzüge würdigte Bachl als sehr positiv. Die seit langem angepeilte Hauptwachen-Sanierung wurde aber - der Finanzlage geschuldet - in Teilabschnitte zerlegt. Der erste Abschnitt (Atemschutzwerkstatt) werde heuer begonnen. Eine große Lösung werde es nicht geben, daraus machte er keinen Hehl.

"Aber wir werden damit leben können", ist Bachl sicher und verwies darauf, dass Straubing mit dem Problem nicht allein sei. Andernorts könnten geplante neue Feuerwachen gar nicht erst gebaut werden. Und das trotz Feuerwehrbedarfsplan. Bachl teilte auch mit, dass er Ende der Woche in München mit Vertretern weiterer bayerischer Feuerwehren der Staatsregierung vehement Kritik signalisieren werde. Die Altersbegrenzung für Feuerwehrleute setze deutlich zu früh an. Und 16- bis 18-jährige Feuerwehrleute würden bei Einsätzen zeitlich reglementiert wie kleine Kinder, während man 18-Jährige Kommandant werden und ohne Erfahrung Verantwortung für Großeinsätze tragen lassen wolle. Der Freistaat habe die Vorschläge der Praktiker bei der Novellierung des Feuerwehrgesetzes nicht umgesetzt.

Feuerwehr erfüllt kommunale Pflichtaufgabe
Oberbürgermeister Markus Pannermayr würdigte das "menschliche Miteinander" der Freiwilligen Feuerwehr und machte deutlich, dass diese der Kommune eine Pflichtaufgabe abnehme. Wenn die Freiwilligen nicht mehr wollten, hätten nicht sie ein Problem, sondern die Kommune. Deshalb müssten die Feuerwehrleute sich für keine Leistung der Stadt bedanken, sie sei mit jedem Einsatz verdient. Die Stadt habe die vergangenen Jahre so viel in die Feuerwehr investiert wie nie zuvor, trotzdem sei um keinen Deut kleiner geworden, was man vor der Brust habe, so der OB.

Finanzen die nächsten Jahre nicht deutlich besser
Von der Hauptfeuerwache an der Siemensstraße aus leistete die Truppe fast 700 von 900 Einsätzen. Sie sei "das Rückgrat der Einsatzfähigkeit". Angesichts der Finanzlage sei die Sanierung so nicht zu stemmen. Plan B sei, realisierbare Lösungen zu suchen. Stück für Stück. Dazu gehöre der Tausch zweier Hallen von THW und Feuerwehr, die Sanierung der Atemschutzwerkstatt für 2,2 Millionen Euro, ein erster Bauabschnitt. Pannermayr machte keine Hoffnung, dass die Finanzlage in den nächsten Jahren deutlich besser werde. 13 Milliarden Euro Defizit schieben bundesdeutsche Kommunen vor sich her. Auf die allermeisten Städte kämen "gravierendste Herausforderungen" zu. Es gehe um ein strukturelles Problem. "Wir haben als Gesellschaft das Priorisieren verlernt." Einschnitte seien jetzt unvermeidlich. Es werde keine Nachbesetzung der Wissenschaftler-Stelle im Museum geben, weniger Ausstellungen, weniger Veranstaltungen in der Bibliothek. Für die Pflichtaufgabe Feuerwehr müsse parallel zum ersten Bauabschnitt die Planung jetzt beginnen, um nächste Sanierungsabschnitte 2026 sukzessive zu realisieren: Aufenthaltsräume, Umkleiden.

Text: Monika Schneider-Stranninger, Straubinger Tagblatt / IDOWA
Bilder: Dominik Zankl,Verena Niklaus, Hans-Peter Schmelber,