
Großes Danke an Straubinger ehrenamtliche Lebensretter
Ein schwerer Betriebsunfall hat sich am Freitag, 27. September, auf einer Baustelle in Ittling ereignet. Ein 29-Jähriger bekam bei Dacharbeiten einen Stromschlag - Starkstrom. Nur durch das beherzte Eingreifen seines Chefs und der Freiwilligen Feuerwehr, die ihn rund 40 Minuten auf einem engen Gerüst reanimierten, überlebte er. Ohne bleibende Schäden, aber weiterhin in ärztlicher Behandlung.
Der Zimmerer Matthias Stern dankte mit seinem Chef Michael Dresely nun seinen Rettern und dem Klinikum St. Elisabeth. Beide besuchten erst die Intensivstation, um sich für die Fürsorge zu bedanken. Anschließend fuhren Sie zur Zugwache nach Ittling. In der Zugwache waren alle beteiligten Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr aus den Löschzügen Ittling und Zentrum versammelt. Ein "herzzereißendes Vorweihnachtsgeschenk" für die Feuerwehrmänner, die sich freuten, gemeinsam ein Leben gerettet zu haben.
Alle Männer waren still vor Erstaunen
Als Stern die Wache betrat, herrschte absolute Stille. Er selbst sprühte vor Freude, endlich seine Retter in die Arme nehmen und Danke sagen zu können.
Stern und Dresely waren auf einem Gerüst, um Arbeiten an einer Holzschalung zu verrichten. Der Chef hörte nur einen kurzen Schrei, gleich darauf noch einen. Ihm war klar, es stimmt was nicht mit dem über ihm arbeitenden Matthias. Dieser arbeitete unter dem Giebel in sehr beengtem Raum. Er kletterte hoch und konnte nur noch den Fuß von Stern festhalten, denn der drohte, vom Gerüst zu fallen. Dies war die erste Rettungsaktion vom Chef, die ihm das Leben rettete. Er drehte den Verletzten und begann unmittelbar mit der Reanimation. Mittlerweile konnten sich Ittlinger Feuerwehrleute über das Gerüst zum Verletzten vorarbeiten. Leider war der vorhandene Platz sehr beengt. Ein Hauptbeteiligter beim Einsatz, der Feuerwehrmann Florian Kiermeier.
8 Uhr morgens. Der Alarm in der Zentrumswache fordert den Rüstwagen zur Unterstützung an, der Ittlinger Löschzug ist schon auf dem Weg. Technische Hilfeleistung und ein relativ langer Anfahrtsweg zum Ittlinger Stadtrand. Kiermeier geht von einer Tragehilfe oder ähnlicher Unterstützung aus. Vor Ort: "Hilf uns!" Alle wissen: Flo ist auch Rettungssanitäter. Er fährt in seiner Freizeit im Rettungswagen und der ist noch nicht vor Ort. Der Meister des Zimmerers, der eine Starkstromleitung beim Erkunden des Dachgebälks erwischt hat, hatte schon mit der Wiederbelebung angefangen. Flo macht weiter, mit Rettungsrucksack der Freiwilligen Feuerwehr, und Stadtbrandinspektor Michael Schießl, der als First Responder ausgebildet ist. Beatmet wird auch noch nach dem Eintreffen des Rettungsdiensts, der Rettung der FFW vom engen Gerüst, bis in den Rettungswagen hinein. Teamarbeit. Rund 40 Minuten lang. Kiermeier und seine Kameraden geben dem Handwerker geringe Chancen. Kiermeier sucht das Gespräch mit dessen Chef und dem Ersthelfer. Auf einer Hollywood-Schaukel wird geredet und man lässt reden. Das Erlebte will verarbeitet werden. Ein Moment, der ihm im Gedächtnis blieb. "Der Moment hat gutgetan! Uns beiden." Jetzt wurden alle einbezogen.
Dramatischer Einsatz und 14 Tage im Komma
Das Reden und das schöne Danke war für alle Feuerwehrler ein Vorweihnachtsgeschenk. Zugführer Roland Griesbeck, und Michael Schießl ergänzen die Aufarbeitung dieses unvergessenen Einsatzes. Alle halfen zusammen unter schwersten Bedingungen, bis sich endlich eine Möglichkeit ergab, den Verletzten zu bergen. Wegen der Platzverhältnisse konnte nicht einmal die Drehleiter in Stellung gebracht werden. Beim Bergen waren Notfallsanitäter, Notarzt und Feuerwehr bis an die Grenze des Machbaren gefordert, berichten die Beteiligten. Im Klinikum wurde von der Intensivstation die weitere Versorgung übernommen. Hier lag der Verletzte 14 Tage im Koma. "Ich weiß vom Vortag meines Unfalls über die Zeitspanne bis zum Erwachen nichts", erklärte Stern. Er berichtete von seiner Mutter, die von der Polizei auf den schlimmsten Fall vorbereitet wurde. Für ihn war und ist es unheimlich hilfreich für die Verarbeitung dieses Unfalls, dass seine Mutter, die ihn täglich mit seiner Schwester in Straubing besuchte, ein Tagebuch verfasst hat. Endlich aufgewacht, war er noch eine Woche auf der Station zur weiteren Genesung.
Kiermeier betonte: "Dieser Einsatz, dann noch zu 100 Prozent erfolgreich, hat etwas verändert bei allen." Es sei wichtig, über diesen, aber letztlich jeden Einsatz im Nachhinein zu sprechen. Betont wurde, dass Stadtbrandrat Stephan Bachl und sein Stellvertreter Michael Schießl die relativ neue Fachgruppe First Responder bei der FFW Straubing unterstützen. Auch viele Ittlinger Kameraden engagieren sich dort als fundierte Ersthelfer. Keine Pflichtaufgabe der FFW, daher ist man bei Ausbildung und Material immer wieder auf Spenden angewiesen.
Text und Bilder: Theodor Huber, Straubinger Tagblatt / IDOWA